Die Evangelische Michaelsbruderschaft ist eine verbindliche geistliche Gemeinschaft. Zu ihren Zielen gehört die Vertiefung des geistlichen Lebens und der Einsatz für die Erneuerung und die Einheit der Kirche.
Die Brüder leben im ganzen deutschsprachigen Raum, zum Teil im Elsass, in Ungarn und Rumänien. Sie arbeiten in den unterschiedlichsten Berufen und gehören verschiedenen christlichen Konfessionen an.
Die Brüder engagieren sich im Leben ihrer Kirche vor Ort und sind in regionalen Konventen zusammengeschlossen. Derzeit umfasst die Bruderschaft neun regionale Konvente. Einer davon ist der Konvent Schweiz.
Der Name «Michaelsbruderschaft»
Die Michaelsbruderschaft ist nach dem kämpfenden Erzengel Michael (Offenbarung des Johannes 12,7-12) benannt, der den Gründern als Vorbild für ihren eigenen geistlichen Kampf vor Augen stand.
Wurzeln
Auf dem Rittergut Berneuchen in der damaligen Neumark (heute Barnówko/Polen) trafen sich in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts Christen aus verschiedenen Konfessionen. Es verband sie die Frage nach der Zukunft der Kirche. Die radikalen Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg hatten diese sowie die Gesellschaft allgemein tief erschüttert.
Als Antwort veröffentlichte man 1926 das Berneuchener Buch. Zu dessen Verfassern zählten neben Ludwig Heitmann und Wilhelm Thomas auch Karl Bernhard Ritter und Wilhelm Stählin, die später zu den beiden zentralen Figuren im Leben der Michaelsbruderschaft werden sollten. Im Hintergrund stand die Erkenntnis der Jugendbewegung, dass nicht Programme, sondern nur eine Veränderung der Lebensführung zu einer wirklichen Erneuerung führen kann: «Wir können an der Kirche nur bauen, wenn wir selber Kirche sind.» Das Berneuchener Buch wurde durch 66 Theologen und Nichttheologen unterzeichnet, darunter auch Paul Tillich (1886-1965).
1931 wurde dann die Evangelische Michaelsbruderschaft in der Kreuzkapelle der Universitätskirche in Marburg an der Lahn gegründet. Sie ist ein Teil der Berneuchener Bewegung, zu der heute auch der Berneuchener Dienst, die Gemeinschaft St. Michael sowie die Jungbruderschaft St. Michael gehören.
Das Michaelsfest
Das fünftägige Michaelsfest ist der Höhepunkt im jährlichen Leben der Bruderschaft. Es findet jeweils im Herbst (um den Michaelstag am 29. September herum, im September/Oktober) statt und ist geprägt durch die tägliche Feier der Evangelischen Messe und der Stundengebete.
In der Regel tun sich mehrere Konvente zusammen, um miteinander das Michaelsfest zu feiern. Etwa alle zehn Jahre trifft sich die ganze Bruderschaft zu einem Gesamtmichaelsfest (zuletzt 2001 in Erfurt und 2012 in Neuendettelsau).
Das Berneuchener Haus
Ein geistliches Zentrum haben die Evangelische Michaelsbruderschaft sowie die anderen Berneuchener Gemeinschaften seit mehr als 50 Jahren im Berneuchener Haus Kloster Kirchberg bei Sulz am Neckar, südlich von Stuttgart.